Die Unsicherheiten im vergangenen Jahr, haben bei den privaten Haushalten zu Zurückhaltung bei Ausgaben und Investitionen geführt. Durch stabilere Arbeitsbedingungen und Covid-Präventionsmaßnahmen, konnte eine Erholung der Konsumnachfrage verzeichnet werden. Dieser Trend könnte durch eine Verschlechterung der Covid-Situation in Österreich abgeschwächt werden. Jedoch erwarten Coface Experten weniger starke Auswirkungen einer möglichen vierten Pandemiewelle, da sich sowohl die Unternehmen als auch die Konsumenten an neue digitale Vertriebswege gewöhnt haben. „Der Ausblick für die österreichische Wirtschaft ist grundsätzlich positiv. Das sieht man nicht nur an den Ausgaben für Investitionen. Viele Unternehmen haben aus der Krise gelernt, sind agiler geworden und können auf neue Herausforderungen besser reagieren“, beschreibt Dagmar Koch, Country Managerin von Coface Österreich, die aktuelle Situation für heimische Unternehmen.
Eine entscheidende Rolle für die Minimierung von Risiken spielt die Digitalisierung von Geschäftsprozessen. „Die Vorteile der Digitalisierung liegen auf der Hand. Wir haben gesehen, dass Unternehmen, die bereits vor der Krise auf digitale Strukturen gesetzt haben, besser mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie umgehen konnten“, beschreibt Koch die Erkenntnisse aus der Krise. „Für viele Unternehmen waren die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung ein Weckruf“, so Koch. Besonders hervorgetan hat sich in dieser Hinsicht der österreichische Handel. Durch die Adaption an digitale Geschäftskanäle schätzt Coface den Handel in Österreich neu ein und setzt die Risikobewertung von „hoch“ auf „mittel“ herab.
Unternehmen stehen vor Herausforderungen
Die letzten Monate haben nicht nur die erfolgreiche Rückkehr zum Wachstumskurs gezeigt, sondern auch, wie herausfordernd die aktuelle Lage weiterhin ist und worauf es in Zukunft ankommen wird. Unter Beobachtung steht vor allem der Tourismus-Sektor: „Bleibt das Infektionsgeschehen unter Kontrolle, kann die Tourismus-Branche diesen Winter wieder mit vielen Gästen aus dem In- und Ausland rechnen. Gleichzeitig ist der Tourismus, jedoch sehr abhängig von der nationalen und internationalen Gesundheitssituation. Ein schwer kalkulierbares Risiko, dass somit die gesamte österreichische Wirtschaft betreffen kann“, unterstreicht Grzegorz Sielewicz, Economist Coface Central- and Eastern Europe, die Abhängigkeit der Tourismus-Branche.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen sind jedoch weitaus vielfältiger. Fehlende Arbeitskräfte sowie ein Mangel an Ressourcen und hohe Preise im Einkauf limitieren die Produktion derzeit deutlich und führen dazu, dass die steigende Nachfrage aus dem In- und Ausland nicht bedient werden kann. Gleichzeitig müssen viele Unternehmen ihre Lieferketten neu aufstellen, um besser auf Einschränkungen im internationalen Transport reagieren zu können. Zusammen mit den wachsenden Kosten für Energie, Kraftstoffe und Wohnen, sorgen die hohen Produktionskosten für einen gestiegenen Verbraucherpreisindex.
Risikoabwägung mit Informationsplattform
Globale Lieferketten stehen derzeit auf dem Prüfstand. Der blockierte Suez-Kanal hat gezeigt, wie fragil diese sein können. Im Kontext von Nachhaltigkeit muss überprüft werden, ob es andere Lösungen gibt. Um nachhaltiges und zukunftsfähiges Wirtschaften in die Realität umzusetzen, müssen neue, starke Handelspartner gefunden werden. Coface hat zu diesem Zweck die Business Information Plattform iCON eingeführt. Mit dem Know-how eines Kreditversicherers im Hintergrund, ermöglicht die Plattform Zugang zu vielen Geschäftsinformationen. Eine globale Datenbank integriert Zahlungserfahrungen der Coface in die Beurteilung der jeweiligen Unternehmen und stellt so eine wertvolle Grundlage für strategische Entscheidungen dar. „Viele Unternehmen möchten neue Wege mit neuen Partnern gehen. Diese neuen und unbekannten Partner bergen allerdings auch ein potenzielles Risiko. Mit iCON möchten wir deshalb unser Wissen zur Verfügung stellen und es Unternehmen ermöglichen, fundierte Geschäftsentscheidungen über neue Stakeholder zu treffen“, beleuchtet Dagmar Koch die Hintergründe.
„Wir haben gesehen, dass es in einigen Bereichen, etwa der Digitalisierung, noch einiges an Aufholbedarf gibt. Die Herausforderungen, die z.B. durch Cyber-Kriminalität auftreten können haben merklich zugenommen. Gleichzeitig ist die österreichische Wirtschaft gestärkt aus der Krise herausgekommen. Unternehmen haben jetzt die Möglichkeit, sich neu zu orientieren, starke Partner zu finden und die Zukunft aktiv mitzugestalten“ fasst Koch die Situation zusammen.