Eine halbe Milliarde Euro zahlt der Staat jährlich für jene Noch-nicht-Pensionisten, die früher ihre Arbeitszeit reduzieren, früher ihre Arbeitsstelle verlassen, früher aus dem Arbeitsprozess ausscheiden. Und das, obwohl Österreich vor dem größten Arbeitskräftemandel der neuen Geschichte steht. Und jede Arbeitskraft willkommen sein sollte (Achtung, Konjunktiv!) – vor allem jene, die viele Jahre Erfahrung und wichtiges Know-how tragen.
Jedoch: es knirscht zu sehr zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, als dass man länger Zeit zusammen verbringt, als unbedingt nötig. Die eine Seite, die Unternehmen, nützen das wertvolle Potenzial der Älteren nicht, adaptieren die Arbeitsplätze und Einsatzfelder zu wenig und drängen die Älteren stattdessen aus den Firmen. Die Mitarbeiter wiederum nehmen die praktische Möglichkeit beim Schopf und gehen, so früh sie können. Bringt zwar mitunter Einbußen beim (aktiven) Einkommen, wirkt sich aber dank großzügiger Unterstützung durch Steuergelder nicht auf Abfertigung und Pensionshöhe aus. Es ist das „Ätsch, ich geh“ der Mitarbeiter, sich endlich und frühestmöglich verabschieden zu können.
Ein Unding, das dringend einer Änderung bedarf. Weil es zu teuer ist, das Pensionsantrittsalter in Österreich ohnehin viel zu niedrig ist, diese Arbeitskräfte gebraucht sind. Momentan zählen 54-jährige Frauen und 59-jährige Männer ihre Monate bis zur Altersteilzeit. Bis zu jenem Tag, an dem sich die Arbeitszeit auf 12, 16 oder 18 Stunden pro Woche verringert und das mit dem Arbeiten endlich weitgehend vorbei ist. Interessanterweise kommt die Mehrheit der Altersteilzeit-Nützer aus den wohltemperierten Büros, nicht vom Bau.
Viel muss sich ändern an der Wertschätzung des Gegenübers, damit sich da möglichst schnell was ändert.
Mag. Sandra BAIERL
KURIER Ressortleitung l JOB & Business, IMMO, Mobilität